The 8. Peking to Paris Motor Challenge 27. Mai 2024 - Day 10: Gobi (Camp) - Great Sea Road (Nothotel, 326 km)

Im Laufe der Nacht hatte der Wind nachgelassen, dafür hatte es ein wenig geregnet. Leider nicht genug, damit der Dreck vom Auto vollständig weggewaschen worden wäre. Wir mussten zumindests die Windschutzscheibe gründlich reinigen, damit wir überhaupt abfahren konnten. 

Der heutige Tag war als reine Überführung gedacht, also komplett ohne Sonderprüfungen. Wir fuhren kaum noch Gravelstrecken, allerdings waren gewisse Teerstrassen deswegen nicht angenehmer zu fahren. Alle paar hundert Meter kreuzten grosse Schlaglöcher unseren Weg und häufig fehlte meterweise der Teerbelag.

'Dumbo' fuhr problemlos und auch die gestern reprierte vordere rechte Stossdämpferhalterung verrichtete ihren Dienst einwandfrei. Lediglich der zunehmende Wind machte 'Dumbo' zu schaffen und wir hatten Mühe, ihn auf der Strasse zu halten.

Nach rund 250 km kamen wir an den Rand des Nationalparks 'Great Sea Road'. Alle mussten dazu ein Ticket lösen und einmal mehr zeigte sich die chinesische Administration von ihrer umfassendsten Seite. Natürlich mussten wir wieder unsere Pässe zeigen, dann wurden unsere Autonummern auf den mehrfach vorbereiteten Anmeldelisten gesucht und abgestrichen, dann wurde kassiert und dann hiess es warten, warten, warten ... 

Irgendwann wurden die Billete durch Aufruf der Fahrzeugnummern abgegeben und wir durften uns zur Fahrt im Konvoi aufstellen. Und tatsächlich ging es irgendwann einmal los. Mit zwei chinesischen Führungsfahrzeugen an der Spitze passierten wir den Schlagbaum und zuckelten mit knapp 40 km/h auf der gut ausgebauten Strasse durch den Nationalpark. Irgendwann wurde ohne Angabe von Gründen beschleunigt und wir hatten plötzlich Mühe, dem Tross zu folgen, zumal uns der sehr starke Wind genau entgegen kam. So ging das viele Kilometer lang und wir konnten dabei verschiedene - auch schöne - Gesteins- und Geländeformationen bestaunen. Vieles war beschildert, aber leider alles auf chinesisch.

Nach rund 60 km erschien mitten im Nirgendwo ein grösseres Hotel und wir wurden mit unseren Fahrzeugen in einen gedeckten Unterstand geführt. Der Wind hatte inzwischen - bei schönem Wetter - Sturmstärke angenommen und man konnte sich auf dem Weg ins Hotel nur mit Mühe auf den Beinen halten. Im Hotel wurde uns mitgeteilt, dass das heutige Camp ausfällt und wir hier übernachten würden. Wir waren doch etwas überrascht, wenn auch teilweise nicht ganz unglücklich. Der gestrige schwierige Tag und das sandige Camp haben bei einigen doch etwas Ermüdungserscheinungen durchsickern lassen.

So haben wir jetzt schon mitten im Nachmittag unser Zimmer bezogen, ruhen uns aus und gegen dann um 19:30 Uhr zum Znacht. Morgen geht es schon ab 07:00 Uhr los und es wird erneut ein langer Tag werden. Wir müssen von der heutigen Etappe fast 80km nachholen und morgen sind es regulär 540 km, total also 620 km!

Inzwischen haben wir erfahren, was der Grund für den kurzfristigen Wechsel vom Camp ins Hotel war: Die Behörden haben die Bewilligung für das Campen zurückgezogen und den Nationalpark wegen schlechtem Wetter offiziell geschlossen. Unser Camp wurde buchstäblich vom Winde verweht!  Wir wissen, dass wir uns derzeit in einer sehr stark überwachten Provinz bewegen. Wie dürfen nur an vorgegebenen Tankstellen tanken und dort wird man nur nach polizeilicher Kontrolle vorgelassen. Morgen müssen wir auch an einem Polizeiposten vorbei und die Pässe sowie das temporäre Nummernschild zeigen. Dieser Kontroll- und Bürokratiewahn gibt mir je länger je mehr zu denken angry!

Reste vom weggewindeten Camp ...
Reste vom weggewindeten Camp ...
Reste vom weggewindeten Camp ...