The 8. Peking to Paris Motor Challenge 9. Juni 2024 - Day 23: Rest Day 2 in Baku
Meine Befürchtungen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. 'Dumbo' stand am Morgen unversehrt an der gleichen Stelle wie ich ihn gestern abgestellt hatte. Lediglich die Trittbretter schienen mehr als sonst üblich zu strahlen, was auf das viele Absitzen der Zuschauer und das damit verbundene Putzen/Polieren mit den Hinterteilen zurückzuführen ist.
Luca schlief noch und so machte ich mich schon bald auf Richtung der empfohlenen Werkstatt, welche ca. 6 km vom Hotel entfernt lag. In der Tat, es war nicht zuviel versprochen worden. In einer riesigen Halle waren 28 Autolifte untergebracht, diverse Schweissanlagen und vielfältiges Werkzeug vorhanden. Auch mindestens 20 Mechaniker waren zugegen.
Wenn aber eine Horde P2P-Teilnehmer nach 21 Tagen Wüstenquerung anrückt, so ist auch eine solch grosse Halle bald einmal ausgebucht. Im Gegensatz zu den anderen war ich relativ spät dran und musste fast 2 Stunden auf einen freien Lift warten. Das gab mir die Gelegengheit, nochmals etwas Sand abzusaugen, vor allem aber den verschiedensten Reparaturarbeiten zuzuschauen.
Beim Porsche mit der durchgebrochenen Hinterrad- und Motorenaufhängung war der Motor schon ausgebaut und die aus England mit den nötigen Ersatzteilen eingeflogenen Mechaniker waren daran, die Karrosserie für den Einbau der neuen Querverstrebung vorzubereiten. Andere haben ihre Vorderachse zerlegen, schweissen und wieder zusammensetzen müssen, weitere waren an einer Motorenrevision dran und wieder andere mussten neue Träger und/oder Verstärkungen an allen möglichen und unmöglichen Orten der Karrosserie einschweissen lassen.
Es war (und ist immer noch) den ganzen Tag hindurch ein emsiges Treiben und irgendwie bin ich beinahe 'froh', dass diejenigen, welche jeweils wie die Verrückten an uns vorbei gebrettert sind, jetzt auch entsprechende Schäden haben. Ich hätte sonst langsam an meiner Einschätzungsfähigkeit der Streckenverhältnisse zu zweifeln begonnen .
Als dann endlich ein geeigneter Lift frei wurde, habe ich 'Dumbo' draufgestellt, den Unterbodenschutz vorne demontiert und das Öl abgelassen. Die ausgelaufene Brühe war nach ca. 8'500 km ziemlich dunkel und der Ölwechsel erfolgte sicher zu Recht. Die Kontrolle von Getriebe- und Hinterachsöl verlief zufriedenstellend und das vordere Radlagerspiel war beidseits in Ordnung (hinten kann man es nicht einstellen). Alle Schraubverbindungen, Aufhängungen und Befestigungselemente waren gut angezogen, resp. alle am vorgesehenen Platz. Zum Schluss schmierte ich alle Gelenke, füllte mein mitgebrachtes Öl in den Motor ein und startete. Er lief wie ein Örgeli ! Nach einer erneuten Dichtigkeitskontrolle montierte ich den Unterbodenschutz und verliess den Lift um Platz für den nächsten Wartenden zu machen.
Leicht neidvolle Blicke begleiteten mein kurzzeitiges Gastspiel auf dem Lift und ein vor Dreck starrender Ford Escort Fahrer bot mir seinen Escort im Gegenzug zu 'Dumbo' an. Er wie sein Beifahrer hatten sogar Overalls an, welche ihre Fahrzeugnummer und auch das Logo von Peking-Paris enthielten. Ganz offensichtlich haben sie mit umfassenden Arbeiten am Auto gerechnet. Ich habe aber dankend abgelehnt und sie zeigten durchaus Verständnis dafür. Am Schluss musste ich umgerechnet CHF 25 für die Lift- und Staubsaugerbenützung zahlen, das Benutzen der Fettpresse wurde mir geschenkt.
'Dumbo' steht jetzt im Formel 1 Paddock und zwar vor der Mercedes Petronas Box (das nächste F1-Rennen findet hier Mitte September statt). Die erst wenigen eingetroffenen Crews durften sich im Restaurant des Fahrerlagers verpflegen und etwas von der Rennathmosphäre schnuppern. Den CH-Teams geht es allen gut, vermutlich werden morgen alle wieder auf eigener Achse starten können (bei Marios Ford Escort ist das noch nicht ganz sicher). Auch der Cadillac (Jahrgang 1925) von Christian und Candy ist immer noch gut im Schuss, sie werden aber meistens den direktest möglichen Weg fahren, da ihre Fahrzeug kaum über 80 km/h hinauskommt (und auch das nur auf schön ebener Strecke).
Beppi, Chris, Carlos und Urs haben ihre Fahrzeuge an einem anderen Ort in Stand gestellt und wir haben sie erst im Paddock wieder getroffen. Auf meine Nachfrage, ob an den Fahrzeugen alles in Ordnung sei, antworteten sie etwas zurückhaltend. Viellieicht hat aber auch nur mein altersbedingtes reduziertes Hörvermögen nicht alles verstanden .
Am Fahrzeug von Christopher und Tim wurde zum Zeitpunkt meiner Abfahrt in der Garage immer noch geschweisst. Aber entweder war das Schweissgerät untauglich oder der Schweisser: Die ganze über den alten Träger gezogene Neukonstruktion machte nicht zwingend einen zuverlässigen Eindruck. Mindestens der Rost des alten Trägers wird jetzt vor dem Rausfallen geschützt, aber ob das Ganze hält, wird erst die Zukunft zeigen.
Marios in England neu aufgebauter Ford Escort hat wohl schon fast so viele Kilometer auf dem Lastwagen wie auf eigener Achse zurückgelegt, daher hat er sicher keine Reifenprobleme. Es muss irgendwo ein Kurzschluss in der Elektrik sein, es könnte sich aber auch um ein Problem in der Zuleitung zur Benzinpumpe handeln. Zum Zeitpunkt meiner Abfahrt waren sie immer noch am Entleeren des Benzintanks, was gar nicht so einfach ist. Finde erstmal genügend Kanister, damit Du die vorhandenen 150 Liter umleeren kannst.
Von den anderen CH-Teams habe ich nicht viel mitbekommen, aber auch nichts Negatives gehört. Wir werden heute Abend an der Bar oder Morgen am Start sehen, wer alles noch dabei ist. Ich bin aber zuversichtlich !
Hanns Proenen 10.06.2024 09:33
aus dem heutigen Bericht kann man wieder lernen, dass neben einer perfekten Vorbereitung auch gehört, das Auto nicht zu überfordern. “In order to finish first, you first have to finish.” (Stirling Moss).
Mein Idol war immer Andrew Cowan - u.A. 2-maliger Gewinner der London-Sydney (1966 und 1977). Bei Start 1977 in London fragte ihn ein Journalist nach seiner Strategie - seine Antwort. "Go slow first and then win".
Euch weiter gute und erfolgreiche Fahrt.
Hanns
Paul Moeller 09.06.2024 14:57
Sorry Manuel
Ich wurde unterbrochen
Ich wünsche dir und Irene weiterhin möglichst problemfreie Fahrt Richtung Paris, viel Glück und Erfolg, bleibt gesund.
Beste Grüsse Paul