The 8. Peking to Paris Motor Challenge 8. Juni 2024 - Day 22: Rest Day 1 in Baku

Mit der Ankunft in Aserbeidschan sind wir Westeuropa ein deutliches Stück näher gerückt. Baku gibt sich - soweit wir das überblicken können - als moderne Grosstadt mit vielen Wolkenkratzern, die nachts alle zu bewegten Werbesäulen wechseln. Das Zentrum ist sehr sauber, die Leute kleiden sich - mit wenigen Ausnahmen - durchwegs westeuropäisch und die Gesichtszüge der Einheimischen kommen unseren optischen Vorstellungen von Schönheit sehr viel näher als noch in Kasachstan.

Gestern Abend haben wir zusammen mit Alice und Pierre im 25. Stock unseres Hotels auf der Terasse einen feinen Znacht genossen und wurden unverhofft Zuschauer eines mindestens für meine Generation eher bizarren Schauspiels. Am Nachbartisch muss eine bekannte aserbeidschanische männliche Persönlichkeit gesessen haben; jedenfalls kamen immer wieder junge Damen an den Tisch und baten um ein Selfie. Vor dem Abdrücken wurden Frisur und Oberweite in eine noch fotogenere Position gerückt und um die Wette gestrahlt.

Eine der Damen ging danach mit ihrem Begleiter auf die andere Seite der Terrasse und liess ihn vor dem Hintergrund mehrerer bestrahlter Hochhäuser eine Filmsequenz mit Bericht über das soeben stattgefundene Treffen aufnehmen. Dazu wurde die vorher übergestreifte wärmende Decke von den Schultern der Dame gelöst, den schon vorher gut zurechtgezupften Oberweitenbändiger weiter von den tragenden Pflichten entlastet und so entstand wohl ein wahrscheinlich viel beachtetes Influencer-Video, welches ihr bestimmt auf Youtube oder ähnlichen Kanälen finden könnt angel.

Ich konnte mir ein mehrfaches Schmunzeln nicht verkneifen, langsam werde ich wohl alt, resp. es ist schön zu erkennen, dass neue Generationen heranwachsen, die so anders durchs Leben gehen als ich und trotzdem ihr eigene Erfüllung finden. Das geht ja schon seit Generationen so und meine Eltern haben bestimmt auch über Aktivitäten von mir geschmunzelt, welche nicht in ihre Vorstellungen gepasst haben wink.


Ab 12:30 Uhr hätten uns mehrere Busse gestaffelt zum rund 70 km entfernten Hafen bringen sollen. Aber eben: hätte. Die Zollbehörden waren offensichtlich komplett überfordert mit unseren Fahrzeugen und so hat sich die Abfahrt mehrmals verschoben, bis es dann um 15:00 Uhr doch noch losging. Im Hafen angekommen, kam ein Zollbeamter zu uns in den Bus und versuchte, unsere Namen mit denjenigen auf seiner Liste abzugleichen. Das gelang ihm nur sehr mässig, so dass er uns bald seine Liste in die Hand drückte und jeder durfte dann seinen Namen suchen und einen Haken dahinter setzen. Pässe wurden nicht kontrolliert und so hätte jeder seinen Haken irgendwo hinsetzen können.

Der gestern beschriebene Citroën (rechts fehlt der Kotflügel auch)
Der gestern beschriebene Citroën (rechts fehlt der Kotflügel auch)
Der gestern beschriebene Citroën (rechts fehlt der Kotflügel auch)
Habe heute zum 1. Mal den schönen Rolls Royce überholt
Habe heute zum 1. Mal den schönen Rolls Royce überholt
Habe heute zum 1. Mal den schönen Rolls Royce überholt
Unser Hotel
Unser Hotel
Unser Hotel
Luca beim Flaggenwechsel
Luca beim Flaggenwechsel
Luca beim Flaggenwechsel

 

Auf der Rückfahrt ging ich tanken und lies 'Dumbo'  vom gröbsten Dreck, Sand und Staub befreien, aussen wie innen. Danach fuhr ich auf den grossen Zentrumsparkplatz und stellte 'Dumbo' bei den anderen Fahrzeugen auf. Die lokalen Behörden haben ein grosses Fest zu unseren Ehren organisiert und es kamen im Laufe des Abends wohl deutlich mehr als 1'000 Personen um unsere Fahrzeuge und uns zu bestaunen. Es spielte eine Live-Band durchaus geniessbare Unterhaltungsmusik und zwischendurch fanden Folklore- und andere musikalische Darbietungen statt.

Einmal mehr wurden 'Dumbo' und ich zum begehrten Fotosujet. Luca liess seine Drohne kreisen, holte sie aber vorsichtshalber schnell wieder zurück, als ihn in Einheimischer fragte, wie er denn an die Bewilligung gekommen sei surprise.

Unsere Rallye-Truppe wurde in einem separaten und bewachten Bereich bestens verpflegt, leider war wiederum das Bier recht warm, so dass ich es in der Tat bei einem  Exemplar beliess und mich dann dem Wasser zuwandte (ja, ich kann das wink).

Leider wurden die Fahrzeuge bis zu meinem Abgang um 22:00 Uhr so gut wie gar nicht bewacht. Die Bevölkerung hat offensichtlich eine andere Vorstellung von Eigentum als wir: Ungeniert setzte man sich für ein Foto auf die Fahrzeuge oder versuchte, ins Innere zu gelangen, was zumindest bei 'Dumbo' nicht gelang, da wir alles abgeschlossen hatten. Die Polizei war zwar präsent: Sie zirkulierten zu Dritt in einem Golfwagen, machten aber wenig Anstalten, ein wachsames Auge auf die Fahrzeuge zu werfen. Ab 22:00 Uhr kam ein zusätzlicher Sicherheitsdienst in gelben Warnwesten und wir hoffen jetzt, dass wir morgen unsere Fahrzeuge noch so vorfinden, wie wir sie heute verlassen haben.

Die Bevölkerung ist generell sehr aufgeschlossen und freundlich, viele sprechen ganz gut englisch und fragen einem beinahe Löcher in den Bauch. Wie schon auf früheren P2P-Rallyes durch Russland erlebt, sind auch hier die unverheirateten Damen deutlich und alleine durch die Grösse der Kleiderbedeckungsfläche von den verheirateten unterscheidbar. Insofern scheint sich in den letzten 5 Jahre nichts verändert zu haben.

Leider konnten nicht alle ihre Fahrzeuge auf- und ausstellen. Mindestns 1/4 der Teams höngen irgendwo in einer Werkstatt rum und versuchen, ihre Fahrzeuge wieder in einen fahrtüchtigen Zustand zu bringen. Auch wir werden morgen eine Werksatt aufsuchen, allerdings nur um das Öl zu wechseln. Hoffentlich fährt 'Dumbo' so zuverlässig weiter wie bis anhin. 

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