The 8. Peking to Paris Motor Challenge 29. Mai 2024 - Day 12: Urumqi - Forest Park (Camp, 527 km)
Die Fahrt ins heutige Camp über mehr als 500 km verlief problemlos. Wir kamen - im Gegensatz zu all denen, die ihr Garmin-Gerät nicht im Griff hatten - gut aus der Stadt hinaus. Die einzige Regularity mit 3 Timingpunkten gelang mittelprächtig, da wir beim Ansteuern des 2. Timingpunktes zu wenig Kraft hatten und alleine dort 12 Strafsekunden fassen mussten. Trotzdem haben wir gesamthaft einen Platz gut gemacht und liegen jetzt auf dem 10. Gesamtrang.
Die Temperaturen blieben den ganzen Tag über angenehm kühl und die Sonne wurde des öfteren von Wolkenbändern verdeckt. Unser Camp liegt auf über 1'000 Meter ü. Meer am unteren Ausläufer eines riesigen Gebirgszuges und weist einen steinigen, aber in der Mehrheit grünen Steppenboden auf. Direkt neben unserem Standort fliest ein kleines Bächlein vorbei, was mir die Gelegenheit gab, das Innere von 'Dumbo' etwas vom Sand zu befreien (mit Betonung auf 'etwas').
Erstmals kam ein schönes Camping-Feeling auf und wir genossen in vielschichtigen Gruppen zum Apéro ungefähr 1 Bier. Das Essen war einmal mehr ausgezeichnet; man kann nur immer wieder staunen, was hier mit bescheidenster Infrastruktur alles auf den Tisch gebracht wird. Wiederum wurden wir von vielen Einheimischen aus einem nahe gelegenen Dorf besucht, welche mit uns Selfies machen wollten. Man merkt jetzt des Leuten vom Aussehen her schon gut den kasachisch-mongolischen Einschlag an, wir sind ja auch schon relativ nahe an der Grenze zu Kasachstan.
Vorsichtshalber haben wir bei unserer Ankunft auch das Vorzelt aufgestellt, denn im Verlaufe des Abend begann es kurz zu regnen. Jetzt scheint aber schon wieder die Sonne. China hat per Dekret nur eine einzige Zeitzone und da wir jetzt ganz im Westen von China sind, ist es um 22:00 Uhr noch taghell. Morgen fahren wir bis ahe an die Grenze und ab 13:00 Uhr beginnen die Verzollungsformlitäten im Hotel an der Grenze. Nach Kasachstan reisen wir erst übermorgen ein und können dann unsere Uhren gleich um 3 Stunden zurückstellen.
Ca. 100 km vor dem heutigen Ziel wurden 20 auserwählte Fahrzeuge - darunter wir - mittels Polizeieskorte in eine nahe gelegene Stadt gefahren. Man wollte unseren Tross der Bevölkerung zeigen. Das Polizeiaufgebot war riesig! An jeder Kreuzung waren Polizisten aufgestellt, welche den ganzen lokalen Verkehr aufhielten und uns unabhängig aller Rotlichter über die Kreuzungen winkten. Vorne und am Schluss des Konvois begleiteten uns Polzeimotorräder mit Blaulicht und Sirene. Wir fühlten uns wie auf einem Staatsempfang und freuten uns auf die vermutlich tausenden uns zujubelnden Zuschauer im Stadtzentrum.
Doch weit gefehlt: Nach rund 20 km Konvoifahrt gelangten wir an die Autobahneinfahrt auf der anderen Stadtseite. Zuschauer gab es - ausser den Hundertschaften von Polizeipersonal - so gut wie keine. Das Ganze schien mehr eine logistisch Polizeiübung gewesen zu sein ...
Reisen bildet bekanntlich und so haben meine mathematisch-naturwissenschaftlichen Kenntnisse einen bis dahin mir gänzlich unbekannen Zuwachs erhalten: Wir fahren normalerweise nur mit unserem Zusatztank und diesen leeren wir jeweils vollständig, bis wir auf den Haupttank umschalten. Der Zusatztank fasst 90 Liter und enthält zudem Schaumstoffelemente, welche das Umherschwappen des Benzin verhindern. Das verringert das nutzbare Volumen um 2%, also können wir real etwas mehr als 88 Liter tanken. Bei den grossen Autobahntankstellen hat das immer bestens geklappt, wir tankten jedesmal ca. 88 Liter. Warum wir aber bei den kleinen Tankstellen im Hinterland jeweils bis zu 95 Liter tanken konnten, bleibt mir ein Rätsel. Da ticken die (Tank)uhren ganz offensichtlich etwas anders . Wenigstes war nie Wasser drin ...
Uns geht es gut, wir sind gesund! Auch meine Erkältung ist fast vollständig abgeklungen. Fast alle CH-Teams fahren noch auf eigener Achse mit, wenn auch mit ganz unterschiedlichem Erfolg. Nur das Auto von Hansueli und Vreni ist auf dem Transporter bis Almati unterwegs, da es dort ein neues Getriebe erhalten wird.