The 8. Peking to Paris Motor Challenge 25. Mai 2024 - Day 8: Rest Day in Dunhuang

Das gestrige Nachtessen fand bei nachlassender Hitze mehr oder weniger draussen statt und so blieben wir auch nachher noch sitzen und schwelgten in vergangenen Zeiten. Luca ging schon früh ins Zimmer und begab sich auf eine fast 12-stündige Auszeit. Selber war ich um 09:00 Uhr beim Frühstück und 30 Minuten später auf dem Parkplatz. Wie an solchen Tagen üblich, waren fast alle Fahrzeuge aufgebockt, irgendjemand lag darunter oder daneben und versuchte, die in den letzten Tagen eingefangenen Probleme nachhaltig zu lösen.

Ich hatte nur wenig zu tun. Nebst den Routinechecks prüfte ich alle Aufhängungen, Radlagerspiele sowie den Ölstand. Alles war in Ordnung. Für den Zusatztank fertigte ich aus einer dünnen Korkplatte eine neue, dickere Dichtung für den abschraubbaren Revisionsdeckel an und die mit Kabelbindern aussen am linken Kotflügel befestigte Benzinpumpe erhielt eine passende Bride für die Befestigung.

Zuletzt wollte ich noch etwas Sand aus dem Inneren des Fahrzeuges entfernen, was sich aber als aussichtsloses Unterfangen erwies angry. Ohne einen Staubsauger der Ausprägung Turbo Super Plus geht da gar nichts! Da wir morgen bereits wieder in einem Camp übernachten und wiederum viel auf Sand und Gravel fahren werden, ist es auch egal.


Wir haben jetzt nach 7 Fahrtagen und rund 3'000 km Strecke ungefähr 1/5 unserer Rallye zurückgelegt. Nach anfänglichen kleinen technischen Problemen läuft 'Dumbo' jetzt sehr gut und zuverlässig. Wie uns schon vor der Rallye bekannt war, können wir leistungsmässig nicht mithalten und schon gar nicht um den Sieg mitfahren. Bei den Regularities sind wir - sofern wir leistungsmässig mithalten können - aber ganz vorne dabei. Bei keinem Timingpunkt hatten wir bis jetzt mehr als 2 Sekunden Abweichung und das macht Freude smiley

Gesundheitlich geht es uns (wieder) gut! Meine Erkältung liegt in den letzten Zügen und wir achten beide auf genügend Schlaf. Die hohen Temperaturen von immer wieder gegen 40° Celsius machen Luca etwas mehr zu schaffen als mir, aber solange wir genügnd trinken - und das tun wir - lässt sich diese trockene Hitze recht gut aushalten. Auch die Verpfegung ist immer auf sehr hohem Niveau und gut, auch wenn manchmal eine Speise etwas gewöhnungsbedürftig ist. Nur die zum Dessert aufgetischten Süssigkeiten strotzen vor Gelatine und sind - zumindest nach meinem Geschmack - nur begrenzt geniessbar.

Vom Behördenwahnsinn und der Unselbständigkeit vieler Chinesen habe ich schon einiges geschrieben. Aber alle sind sehr nett, fröhlich und hilfsbereit. Mit Hilfe eines Translator-Tools können wir uns sogar etwas verständigen, wobei ich gemerkt habe, dass vor allem die älteren Leute auf dem Land gar nicht lesen können. Wir fahren jetzt gemäss Organisator in eher 'schwierigere' Landesregionen (Stichwort: Uiguren) und werden uns vermehrt mit Polizeikontrollen auseinandersetzen müssen. Gestern habe ich übrigens noch von einer weiteren chinesischen Behördenblüte gehört: Die Autobahnen dürfen von rechts gelenkten Fahrzeugen nicht benutzt werden! 

Landschaftlich möchte ich noch kein abschliessendes Urteil abgeben, aber das Durchqueren der Mongolei mit der Wüste Gobi fehlt schon ein wenig. Vor allem diese endlosen grünen ansteigenden Ebenen im Norden der Wüste Gobi vermisse ich. Vielleicht kommt es ja noch anders. Andererseits war der gestrige Abstecher auf über 3'400 Meter ü. Meer sehr interessant und für einige Fahrzeuge eine echte Herausforderung (auch für die Insassen wink).

Augenfällig sind die Unmengen an Solaranlagen und die riesigen Windräder. Diese werden genau dort hin gestellt, wo es technisch Sinn macht und ich bin sicher, dass da noch nie ein Umweltschutzverband (oder ähnlich) auch je nur an ein Veto gedacht hätte, geschweige denn, dass dieses überhaupt angehört worden wäre. Entsprechend sehen solche so zugepflasterten Landstriche auch aus! China investiert aber nach wie vor in den Bau von Kohlekraftwerken: Laut Global Energy Monitor sind in China aktuell Kohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 243 GW im Bau oder genehmigt. Das ist mehr als die Nennleistung aller deutschen Kraftwerke zusammen! Somit hält sich mein schlechtes Gewissen beim Betrieb meiner Oldtimer doch sehr in Grenzen.


Heute Abend sind wir vom Organisator zu einem Barbecue-Essen im Hotelgarten eingeladen. Daher werde ich jetzt noch eine Mütze voll Schlaf nehmen und erst morgen wieder schreiben (falls wir Empfang im Camp haben).

Apropos Schlaf: Das Wort Schlaf unterscheidet sich von Schaf nur durch einen Buchstaben. Im Englischen ist es Sleep und Sheep. Ist das Zufall oder hat es da sprachliche Verwandtheiten?

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Nachtrag um 22:30 Uhr:

Um 19:30 Uhr waren wir zu einem Barbecue-Dinner im Hotelgarten eingeladen und wurden mit einem ausgesprochen reichhaltigen Buffet und frischen Grilladen verwöhnt. Auch hier war das Personal äusserts zuvorkommend und lasen einem den Wunsch bereits ab den Augen oder dem Gehirn ab, bevor man selber sicher war, diesen Wunsch überhaupt auszusprechen zu wollen.

Nach dem Eindunklen begann die angekündigte Tanzshow. Bis zu 10 schön und sittsam gekleidete Damen präsentierten ein anmutiges und anspruchsvolles Tanzprogramm, begleitet von leicht westlich orientierter Musik. Es war wunderschön anzusehen!

In diesem Hotel haben sie die Organisation sicht- und spürbar im Griff! Die gestern Abend abgegebene Wäsche war auf 13:00 Uhr versprochen und prompt läutete um 13:01 Uhr das Telefon mit der Frage, ob ich bereit sei, die frische Wäsche entgegen zu nehmen. Das war ich natürlich und eine Minute später klingelte es an der Tür. Vier Chinesinnen mit Häubchen und Schürze standen draussen und übergaben mir die Wäsche. Eine erklärte den Vorgang auf chinesisch (ich nahm das jedenfalls so an, verstanden habe ich ja rein gar nichts), während die zweite mir das Paket überreichte. Die Dritte präsentierte mir die Rechnung (ca. CHF 11 für 7 Kleidungsstücke), während die vierte einkassierte und für das Wechselgeld zuständig war. So hatte also alles seine Richtigkeit und es kam erst noch exakt diejenige Wäsche zurück, welche ich abgegeben habe. Auf der Rallye Lima To Cape Horn habe ich hier schon ganz anderes erlebt!

Selbst der Hotelparkplatz wurde mit grossem Aufwand zur Hochsicherheitszone umfunktioniert, eingezäunt und mit Lichterketten versehen. Zutritt hatten nur noch Personen, die sich mit dem Rallye-Badge ausweisen konnten. Man ist ganz offensichtlich bemüht, diesen Teil von China gegen aussen im besten Licht erscheinen zu lassen und ich muss sagen: Ja, das ist gelungen!

Morgen geht es für uns erst um 08:51 Uhr los. Wir fahren wieder fast 500 km in ein neues Camp und müssen während einer STC-Sonderprüfung einen breiten Fluss durchqueren. Die diesbezüglichen Gerüchte schlagen schon wild um sich. Von einem ausgetrockneten Flussbett bis zu einem Meter Wassertiefe habe ich schon fast alles gehört. Ich gehe davon aus, dass es sich bei der aktuellen Wetterlage um wenige 10-Zentimeter Wasser handeln wird.

Bitte vergesst nicht: Wenn ihr morgen nichts von mir hört, dann nicht weil wir im Fluss abgesoffen sind, sondern weil ich vermutlich keine Internet-Verbindung haben werde.

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