The 8. Peking to Paris Motor Challenge 19. Mai 2024 - Day 2: Datong - Hohot (290 km)

Die Benzinpumpengeschichte hat mir keine Ruhe gelassen und irgendwann in der Nacht kam mir die Idee, die beiden Vorfilter, welche vor dem Eingang der Benzinpumpen liegen, zu überbrücken. Diese haben nämlich je ein ca. 2.5 dl fassendes Schauglas und wenn man nur langsam fährt oder in der Kolonne wartet, ist der Benzindurchsatz dermassen klein, dass sich dieses Benzin im Schauglas bereits ziemlich erwärmt und dann erst in die ohnehin schon heissen Benzinpumpen fliessen.

Als war ich um 05:30 schon angezogen und auf dem Weg in die Tiefgarage. Beim Prüfen meiner WhatsApp-Nachrichten habe ich gesehen, dass Marcel Moser von der Fischer Classic Cars GmbH - offensichtlich ein fleissiger Leser meiner Berichte - eine ähnliche Idee hatte. Dann konnte das ja nur gut gehen und nach einer knappen Stunde war alles umgebaut und wieder aufgeräumt. Bin jetzt gespannt, ob diese Massnahme hilft!


Der Tag startete mit viel Wind, tiefen Temperaturen, bedecktem Himmel und ganz leichtem Getröpfel. Von der Benzinzufuhr her hatten wir dadurch keine Probleme und kamen gut vorwärts. Luca fährt mehrheitlich die normalen Strecken, während ich alle Sonderprüfungen fahre. Diese Aufteilung  hat sich schon auf den Generations-Rallyes gut bewährt. Am Nachmittag fahre ich dann ebenfalls noch etwas normale Strecken. 

Die chinesischen Autofahrer sind des öfteren eine Herausforderung: Manchmal schleichen sie mit 25 km/h auf den Hauptstrassen, vor allem aber biegen sie von irgendwelchen Wegen/Gehöften ohne jegliche Rücksicht und ohne Kontrollblick auf die Hauptstrasse ein, so dass man zu einer Vollbremsung gezwungen wird. 

Heute fand nur 1 Regularity statt, die zweite wurde wegen der zu vielen Lastwagen auf der Strecke gestrichen. Zu unserem Glück, denn wir hätten den vorgegebenen Schnitt von 50 km/h auf der steilen und kurvigen Strecke nicht halten können. Luca kämpfte schon den ganzen Tag über mit der Verdauung des gestrigen Abendessens und auf Grund der vielen gefahrenen Kurven kam es dann spontan zur Rückabwicklung der ganzen gestrigen Nahrungsaufnahme. Danach ging es ihm deutlich besser!

Die Temperaturen stiegen und stiegen und erreichten wiederum 35° Celsius. Beim erneuten Warten vor einer Zahlstelle starb der Motor von 'Dumbo' ab. Der Reservetank war schon fast leer, aber wir konnten dann eine Weile mit diesem Tank weiter fahren. 10 km weiter war definitiv Schluss, nichts ging mehr! Wir liessen 'Dumbo' ausrollen und nahmen auf einem Parkplatz die am vorderen Kotflügel provisorisch montierte Benzinpumpe wieder in Betrieb, welche das Benzin direkt aus dem Tankeinfüllstutzen sog. Kurz darauf konnten wir weiterfahren.

Zum Schluss war noch ein Test auf einem Rundkurs zu absolvieren. Die Übungsanlage war etwas seltsam, wird durften gemäss Plan nicht mal eine ganze Runde fahren. Vor Ort sahen wir den Grund dafür. Der Kurs war eine riesige mit tiefem Sand bedeckte Pferderennbahn! Wie gut, habe ich 'Dumbo' grobstollige Pneus aufgezogen. Wir wühlten uns nach besten Kräften durch den Sand, überholten sogar den 1 Minute vor uns gestarteten Teilnehmer und kamen vermutlich mit einer ganz ansprechenden Zeit ins Ziel. Wie schon früher 'Luigi' findet auch 'Dumbo' grossen Gefallen an solchen Pisten und lässt nichts anbrennen!

Das heutige Hotel liegt nur ca. 1 km von dieser Pferderennbahn entfernt und daher dürfen wir morgen nach der Abfahrt diesen Rundkurs nochmals fahren smiley.

Apropos Hotel und Behördenwahnsinn: Wenn jemand von euch jemals das Gefühl gehabt hat, wir hätten in der Schweiz eine ausufernde Bürokratie (ok, haben wir), der würde in China eines anderen belehrt. Wir waren zwar bis jetzt in super Hotels untergebracht, aber trotz aller aufwändigen Vorbereitungsarbeiten des Organisators und der die Rallye begleitende Reiseagentur müssen wir jedes Mal die Pässe und das Visum vorzeigen. Und das dauert: Die Pässe werden sorgfältig durchgeblättert und untersucht. Dann gibt es Rückfragen an die nächsthöhere Funktionsstufe und von allen relevanten Passseiten werden Kopien angefertigt. Die kaum überblickbare Menge der hinter dem Desk stehenden Mitarbeitenden stehen sich dauernd selber auf die Füsse, können kaum etwas fertig machen, da schon wieder jemand anderes zu einem ganz anderen Thema eine Frage stellt. Die ganze Kommunikation erfolgt auf chinesisch und bei dieser Menge an sprechenden Personen tönt es buchstäblich wie im Hühnerhaus. Ein Chaos sondergleichen!

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Kommentare

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Hermann 20.05.2024 17:05

Lieber Manuel.
Die Lösung mit den Benzinpumpen in Reihe war auch meine letzt Lösung während der Inca Rally.
Danach habe ich den Benzintank höher als die Pumpen gelegt.
In den Überlauf des Tank ein Überdruckventil 0,05 bar. Sodass die Pumpen mit Vordruck gefüllt werden. Die Temperatur und Höhe spielt eine grosse Rolle.
Bei Vacuum fördern die Pumpen nicht mehr. Vorfilter unbedingt zwischen Pumpe und Vergaser installieren.
Ich hatte jetzt gerade in Marokko keine Probleme mehr.
Sollte nur eine Anregung sein.
Gute Fahrt
Hermann

hanns proenen 19.05.2024 18:06

Vielleicht habe ich die Lösung für Dein Benzinpumpen-Problem.
Ich verwende in meinem Rallye-Autos den gleichen Filter mit dem Schauglass.
Bei mir haben die alle einen integrierten Druckregler.
Daraus folgt, dass der Pumpe VOR dem Filter sitzen muss.
Deinen Ausführungen glaube ich zu entnehmen, dass Du die Pumpen aber NACH dem Filter geschaltet hast. Das macht mit dem Druck-Regler keinen Sinn. Die Pumpe kann dann trocken laufen. Sollte kein Problem sein die Reihenfolge so zu ändern: Tank - Pumpe - Filter - Vergaser.
Good luck my friend

Hanns

Fabrizio 19.05.2024 14:31

Nach dem zweiten Tag auf Rang 12 in der Overall-List ist ja wunderbar, ihr seit wirklich gut.
Ich hoffe für euch, dass ihr die Bezinpumpen Probleme nachhaltig lösen könnt.
Weiterhin gute und vorsichtige Fahrt. Viel Spass.