Adriatic Adventure 21. September 2019 - Day 4: Zagreb to Banja Vrucica (380 km / 9h00)
Der gestrige Abend verlief relativ vernünftig (wie es sich für einen 61-jährigen gehört ). Wir gingen mit dem grössten Teil unserer CH-Truppe fein essen, genossen etwas Prosecco oder so dazu und waren um 23:00 Uhr bereits wieder im Hotel. Selbstverständlich wurden die aktuellsten Rallye-Anekdoten zum Besten gegeben, was mindestens manches Schmunzeln erzeugte. So gab es zB. zu Beginn der Rallye einen wunderschönen TR5 mit 4 Auspufftöpfen in Dimensionen, bei denen Pamela Anderson in den besten Jahren vor Neid erblasst wäre. Im Gegensatz zu Pamelas Attributen reichten diese Töpfe bis knapp zum Boden und es stellte sich nur noch die Frage, wann diese Töpfe abreissen und nicht ob sie abreissen. Und so geschah es auch: Der TR5 war schon am Abend des ersten Rallye-Tages nicht mehr mit dabei, da gemäss mehrfacher mündlicher Überlieferung fast die ganze Auspuffanlage inklusive Krümmer irgendwo auf einer Sonderprüfung in einem Schlagloch hängen geblieben ist und die Teilnehmer die Rallye abgebrochen haben. Schade um das wirklich schöne Auto, aber wenn man die umfangreichen und ausführlichen Unterlagen des Veranstalters gelesen hätte, hätte man sich viel Ärger und viele Ausgaben sparen können. Hoffen wir nun, dass uns keine ähnlichen Schicksale blühen, es kann manchmal ganz schnell gehen (siehe Bericht Peking-Paris 2019).
Trotz leicht erhöhtem Prosecco-Konsum habe ich gut geschlafen, wachte allerdings schon um 06:30 Uhr auf und von da an gingen mir meine Hinterräder mit den 'wandernden' Schläuchen nicht mehr aus dem Kopf. Bewegen sich diese tatsächlich wieder in die Originalposition oder soll ich nicht sicherheitshalber beide Räder wechseln? Ich entschied mich für das Letztere und stand 15 Minuten später in der Garage. Innert 20 Minuten waren beiden Hinterräder gegen die Ersatzräder ausgetauscht (der erfahrene Rallye-Teilnehmer hat immer zwei Ersatzräder dabei) und beinahe hätte es sogar für das Frühstück gereicht. Der Weg zurück ins Hotel war mir aber zu weit und so hatte ich genügend Zeit, 'Luigi' etwas aufzuräumen und die Scheiben zu putzen. Ein vom Vortag übrig gebliebener Apfel musste genügen!
Der heutige offizielle Startort war rund 10 km vom Hotel entfernt, wir mussten uns also selbständig durch das morgendliche Verkehrsgetümmel schlagen, welches zum Glück - es war ja Samstag - viel kleiner als erwartet ausgefallen ist. Wiederum fuhren wir in die Berge und durchquerten einen landschaftlich eindrucksvollen Nationalpark. In den kroatischen Hinterlanden konnte man gut den Unterschied zu Slowenien feststellen. Die Natur war generell karger und trockener, die Früchte vieler Felder sahen verdorrt aus. Die Häuser in den einzelnen durchfahrenen Siedlungen waren häufig baufällig, manchmal waren sie bewohnt, manchmal nicht. Ganz selten haben wir ein neu gebautes Haus angetroffen. Meistens fehlte der Fassaden-Putz, vermutlich gilt dann das Haus als noch nicht fertig gestellt und man muss (noch) keine Steuern zahlen. Wir sind dann gespannt auf das Kroatien in der Küstenregion, welche wir in ein paar Tagen durchfahren werden.
So gegen 13:30 Uhr überquerten wir die Grenze nach Bosnien-Herzegowina. Das lief verhältnismässig speditiv ab und dauerte keine 20 Minuten. Die Gegenden sind von der Natur her wie in Kroatien, aber die Häuser und Infastruktur deutlich besser ausgebaut. Da und dort sieht man Denkmäler, welche an den letzten Krieg erinnern und die Häufigkeit und Grösse der Friedhöfe ist auffallend.
Die Sonderprüfungen sind uns heute gut gelungen, sie waren aber auch nicht besonders schwer. Auf einer abgesperrten Strecke war ein Pylonenkurs möglichst schnell zu fahren und ich konnte 'Luigi' die Sporen geben. Wir waren nur 6 Sekunden über der Minimalzeit und wenn wir keinen Pylon umgefahren haben, sollte das ein gutes Resultat geben. Wir sind immer noch auf Platz 2 in der Kategorie der Vorkriegsfahrzeuge. Gestern konnte wir auf den in Führung liegenden Teilnehmer etwas Zeit gut machen, aber der hinter uns liegende Teilnehmer hat gestern auf dem Rundkurs mit seinem Alvis Speed (nomen est omen) eine ausgezeichnete Fahrt hingelegt. Dieses Fahrzeug ist von der Leistung her unserem 'Luigi' mindestens ebenbürtig, weist aber eine deutlich bessere Strassenlage auf und ist ganz sicher einiges leichter.
Heute wird es wohl nicht so spät werden wie gestern, etwas Ruhe braucht der Mensch!