The 7. Peking to Paris Motor Challenge 14. Juni 2019 - Day 13: Ausserplanmässiger Ruhetag 2 in Novosibirsk

Die heutige Nacht war etwas unruhig, denn zwischen 2.00 und 4.00 bin ich mehrfach aufgewacht, weil ich eine Frau im Nachbarzimmer habe schreien hören. Noch schlaftrunken wollte ich nachschauen, ob jemand Hilfe benötigte. Schnell habe ich gemerkt, dass keine normale Hilfe nötig ist und der oder die vermutlich in diesem Zimmer anwesende Partner/in Ursache des Geschreies ist. Das ging so zwei Stunden lang, vermutlich mit kleinen naturbedingten Ruhepausen, in denen auch ich wieder ein Weilchen schlafen konnte. Hier ist der heutige Streik der Schweizer-Damen defintiv nicht angekommen.

Die Schar der gestern Nacht oder heute Morgen angekommenen Teilnehmer hat sich weiter verstärkt, ein Teilnehmerpaar ist erst um 05:30 angekommen und seit 09:30 Uhr bereits wieder an der Organisation der Reparatur. Insofern haben es Röbi und ich gut, wir konnten bereits zwei Mal ausschlafen. Zuerst sah es so aus, dass ich in ein anderes Hotel ziehen müsste, da ich mein Bett in unserem von der Rallye-Organisation gebuchten Zimmer an Sybille abgetreten habe. Glücklicherweise - wenigstens für mich - ist heute schon früh ein weiteres Team ausgefallen, welches nicht in Novosibirsk übernachten wird und so konnte ich mein bereits ausgechecktes Zimmer wieder beziehen.

Auf dem Parkplatz haben wir dann unter fachkundiger Begutachtung von zig Russen das linke Rad ausgebaut, dann Radlager und den Dorn der Nabe geprüft. Wir konnten keinerlei Unregelmässigkeiten feststellen und haben deshalb auf den Austausch des linken Achsschenkels verzichtet. Auch das defekte Teil haben wir genauer geprüft und die Bruchstelle schaut schon etwas 'gschpässig' aus. Am ehesten könnte es ein Ermüdungsbruch oder ein Materialfehler sein, von einem einzelnen Schlag kann es nicht kommen, denn die Bruchstelle ist alles andere als homogen und muss in Teilen des Querschnitts kontinuierlich gewachsen sein. Nun ja, das werden wir zu Hause nochmals genauer untersuchen.

Ansonsten geht es uns gut, wird sind gesund und munter. Röbi hat heute Novosibirsk bewandert und ich wollte - wie gestern - nochmals eine Massage im Hotel buchen. Leider war alles belegt und die SPA-Managerin hat mich via Privat-Taxi zu einem ihr bekannten Massagebetrieb bringen lassen. Der Chauffeur setze ein Grinsen in der Region eines Gefrierschrankes auf und stürzte sich mit seinem Wagen ohne Rücksicht auf Verluste ins Verkehrsgetümmel. Kaum 10 Minuten später hielt er vor einem Haus mit der roten Aufschrift 'Bar & Gentleman's Club' an. O weia, wo war ich da nur hingeraten .

Aber keine Sorge: Gegenüber war ein grosses Fintessstudio mit dem Namen 'World Class' und einem angeschlossenen Massagestudio. Dorthin ging ich auch und wurde zwei Stunden lang von einer Thailänderin aufs Beste bedient. Sie fand alle harten Stellen auf Anhieb und konnte alle in den letzten Tagen angesammelten Verspannungen lösen. Besonders mein Schulterbereich hat es ihr angetan, denn sie kniete mit ihrem ganzen Körpergewicht auf meinem Rücken (ok, es war nicht viel) und knetete mit ziemlich Muskelkraft an den vorhandenen Knoten herum und strich diese aus. Gut, hat sie an anderen Orten - zB. bei den Füssen - nicht gleich viel Kraft angewendet. Zum Abschluss gab es feinen Ingwer-Tee und gedörrte Früchte.

Sicherheitshalber bin ich dann zu Fuss die knapp 1.5 km ins Hotel zurück gelaufen und habe so auch noch etwas von der Stadt gesehen. Sie ist recht sauber, hat einige schöne Parkanlagen und man kann offensichtlich auch anständig im Verkehr fahren. Die Leute sind nett und sprechen häufig ein paar Brocken Englisch, mit manchen kann man sich sogar fliessend unterhalten. Die Sturzbäche des gestrigen Gewitters sind alle wieder abgeflossen, es ist recht sonnig und angenehm kühl.

Heute Nachmittag trifft der ganze Rallye-Tross ein und ab jetzt ist auch für uns wieder normaler Rallye-Betrieb angesagt. Am Abend gibt es ein gemeinsames Dinner, auf welches wohl ein Barbesuch folgen wird (wie üblich vor einem offiziellen Ruhetag). Morgen werden einige ihre Kühler ausblasen müssen, denn viele Rallye-Fahrzeuge sind in einen riesigen Schwarm Zitronenfalter (oder so) hineingefahren, welcher die Lamellen verstopfte. Die Kühler zweier Fahrzeuge mussten bereits unterwegs gereingt werden, da die Motoren zu überhitzen drohten.

Wenn alles wie geplant klappt, wird Sybille morgen um ca. 16:00 Uhr Ortszeit mit den Teilen eintreffen. Wir haben alles gut vorbereitet, so dass - sofern alle Teile passen - das Ganze in weniger als einer Stunde erledigt sein sollte. Ich werde Röbi diese Arbeit abnehmen, damit er sich in dieser Zeit seiner Sybille widmen kann. Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt .