The 7. Peking to Paris Motor Challenge 1. Juli 2019 - Day 30: Riga nach Mikolajki (540 km)
Gestern Abend ging es bei einigen noch ganz fröhlich zu und her. Der Geburtstag eines Teilnehmers wurde gebührend gefeiert und alle, die sich nicht rechtzeitig verdrücken konnten, wurden mit Wodka abgefüllt. Dem Vernehmen nach haben sich einige mehrfach Mühe gegeben, nicht übersehen zu werden, so dass der Lärmpegel fast im Minutentakt stieg. Röbi und ich konnten uns rechtzeitig ausklinken und haben das Ende der Feier zum Glück nicht miterleben dürfen/müssen, zumal Wodka nicht unser Lieblingsgetränk ist.
Der heutige Tag verlief aus Rallye-Sicht unspektakulär und wir fuhren auf Nebenstrassen ohne jegliche Probleme von Lettland via Littauen nach Polen. Die baltischen Staaten sind von der Natur her alle schön, mehrheitlich flach und fast komplett auf Agrarwirtschaft ausgerichtet. Die Dörfchen in Littauens Hinterland sind alle mit vielen Einfamilienhäuschen durchsetzt, allerdings ist die Bausubstanz häufig alt bis sehr alt und unterscheidet sich sichtbar von den Dörfchen in Estland und Lettland. Der Verkehr ist sehr bescheiden und man sieht auch nur wenige Leute auf den Strassen.
In Polen fallen einem sofort die vielen und markanten Kirchen in den Dörfern auf und wir durchfuhren wunderschöne (Ferien-)Orte, welche an zahlreichen Seen gelegen waren. Auf diesen wurden alle Arten von Wassersport getrieben, insbesondere scheint das Segeln ein beliebtes Hobby der Polen zu sein. Auch in Polen wird sehr anständig, ja fast zögerlich Auto gefahren und wir gaben uns alle Mühe, nicht aus der Reihe zu fallen. Auf einem kurzen Autobahnstück wurden wir von mehreren PS-starken und hochpreisigen Boliden überholt, welche aber kurz darauf allesamt von der Polizei aufgehalten wurden.
In allen baltischen Staaten sind viele stationäre und wenige temporäre Geschwindigkeitskameras installeirt, deutlich mehr als in der Schweiz. Vor den stationären Anlagen wird jedoch ausnahmslos mit Schildern gewarnt, so dass bei etwas Aufmerksamkeit niemand in so eine Radarfalle hinein gerät. Der Zweck wird trotzdem erfüllt, weil man so an den entsprechenden Orten mit der signalisierten Geschwindigkeit fährt. In Littauen sind zudem vor fast allen Fussgängerstreifen die bekannten 'Speed-Bumps' vorhanden und wer da zu schnell fährt, spürt die Auswirkungen bis in die Zahnplomben.
Die letzte Sonderprüfung am Abend wäre eigentlich sehr interessant zum Fahren gewesen, aber die Piste war in einem derart schlechten Zustand, dass wir - wie auch andere - den Rundkurs nur langsam und fahrzeugschonend absolviert haben. Die auf den vorderen Plätzen liegenden Teilnehmer durften sich keine Schonung erlauben und trieben ihre Fahrzeuge mit maximal möglicher Geschwindigkeit über die schlechte Piste und ich bin nicht sicher, ob alle schadlos angekommen sind. Wir sind noch nicht in Paris!
Heute Abend haben wir unsere Uhren zum letzten Mal um eine Stunde zurückgestellt und haben jetzt die gleiche Zeit wie in der Schweiz. Gerüchten zufolge soll es heute oder morgen noch eine 'Car-Park-Party' geben. Bei diesem Anlass laden jeweils die Mechaniker auf dem Parkplatz zu Getränken ein und stellen ein Kässeli (für Insider: kein 'Kübeli') auf. So können sich die Teilnehmer dann je nach Inanspruchnahme der Mechaniker-Leistungen entsprechend erkenntlich zeigen. Mal sehen, was aus dem angefangenen Abend noch wird, jetzt geht es jedenfalls zuerst zum Essen .