9. Winter RAID 14. Januar 2012
Am Morgen des Samstags haben wir wiederum unsere individuellen Auswertungsblätter studiert und durften erfreut feststellen, dass wir nirgends übermässig Punkte eingesammelt haben. Bis jetzt waren in den rund 15 Sonderprüfungen genau 101 Strafpunkte aufgelaufen (inkl. der 26 Punkte von der Uhrendifferenz), was im Vergleich zu früheren (schneearmen) Rallyes einen Platz unter den ersten 20 bedeutete (dass wir zu diesem Zeitpunkt auf dem 1. Platz lagen, haben wir erst später erfahren …). Aber eben, zu früh gefreut! Kurz nach dem morgendlichen Etappen-Start begann mitten im Verkehrsgewühl und schneebedeckter Fahrbahn eine Sonderprüfung mit erneutem Start im 30 Sekundentakt. Es war auf rund 12 km eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 46.3 km/h verlangt, eine Geschwindigkeit, welche schon bei normalen Strassenverhältnissen nicht ohne war, denn auf rund 5 der 12 km war eine schmale Bergstrecke angesagt. Kaum waren wir losgefahren, hatten wir zwei Holländer und einen Belgier vor uns und das bei praktisch lückenlosem Gegenverkehr! Da ich nicht weiss, wer von den Leserinnen/Lesern holländischer oder belgischer Abstammung ist, verzichte ich höflichkeitshalber auf die Wiedergabe der Kommentare von Irene und mir zu diesem Thema. Tatsache ist, dass wir mit ca. 25 bis 30 km/h mehrere Kilometer hinter diesen drei Fahrzeugen her schleichen mussten. Ein Überholmanöver mit dem Mustang auf diesen schneebedeckten Strassen war sehr heikel, denn ich wollte ja nicht, dass unsere Hinterachse den Holländer als erstes erreicht. Trotzdem gelang es uns irgendwann, die beiden Holländer zu überholen, aber der Belgier blieb hartnäckig und gab sich alle Mühe, die an ihn gestellten Anforderungen zu erreichen. Aber auch er erreichte keine adäquate Geschwindigkeit, welche sich auch nur annähernd mit unserem Puls messen konnte! Nach 7 Kilometer konnte wie abbiegen und die Bergstrecke in Angriff nehmen. Mit maximal möglicher Geschwindigkeit fuhren wir den Berg hoch und fuhren auf drei Fahrzeuge unserer Rallye auf, welche noch langsamer unterwegs waren. Einer hat uns höflicherweise nach einer Weile vorbeigelassen, die anderen hingegen nicht. Zugegebenermassen war die Strasse sehr eng und keiner wollte anhalten, weil er dann nicht mehr weggekommen wäre (und am Abend hätte zahlen müssen). So kamen wir 48.8 Sekunden zu spät ins Ziel, was uns alleine hier 488 Strafpunkte bescherte! Leicht gefrustet nahmen wir den Rest der Etappe in Angriff.
Das ausgezeichnete Mittagessen im Hotel Stern in Imst brachte uns den Humor weitestgehend zurück und wir machten uns wohlgenährt auf die letzte Halbetappe (‚Yellow-Fox-Trophy‘) zurück nach St. Moritz, welche nochmals gesondert gewertet wurde. Die österreichische Polizei hat übrigens auf dieser Schlussetappe extra zwei Geschwindigkeitskontrollen aufgebaut, eine ausserorts und eine innerorts. Wir haben sie zum Glück beide Male frühzeitig gesehen, aber in der Kontrolle ausserorts blieb ua. ein Käfer mit dem Jahrgang 1948 und 116 km/h hängen, eine Geschwindigkeit, welche dieses Fahrzeug nur auf stark abschüssiger Strasse und viel Heimweh erreicht … (die Strafe war moderat und kostetet 30€, weshalb der Fahrer auf eine schriftliche Bestätigung zu Handen seiner Trophäensammlung verzichtete).
Zu unserer Überraschung haben wir trotz unseres Missgeschicks noch den 9. Schlussrang im Gesamtklassement und den 4. Rang bei der ‚Yellow-Fox-Trophy‘ erreicht. Diese Rallye war mit Abstand die bisher interessanteste und herausforderndste, weil (endlich) viel Schnee lag! Zu Handen der Ärzte in diesem Verteiler dürfen Irene und ich festhalten, dass unsere Kreisläufe immer noch kurzzeitige grösste Belastungen aushalten. Einzig die Anzahl der grauen Haare hat vielleicht etwas überproportional zugenommen, aber da wir kaum je einen Porsche kaufen werden und auch nicht deutscher Abstammung sind, tut das nichts zur Sache .
PS: Im Mai geht’s wiederum auf die Korsika-Rallye. Diesmal mit Irene und dem Studebaker (wenn er dann auch läuft …)