The 7. Peking to Paris Motor Challenge 19. Juni 2019 - Day 18: Camp 7 nach Kostanay (586 km)
Der gestrige Rallyetag war reltativ geruhsam, dies aber nur, weil die einzige Sonderprüfung wegen Unpassierbarkeit der Strecke abgesagt werden musste. In der Nacht hat es dermassen geregnet, dass sogar das 4x4 Rekognoszierungsfahrzeug des Veranstalters im Schlamm stecken blieb und herausgezogen werden musste.
Unser abendliches Camp lag nur etwa 1 km von einem 500 Seelen Dorf entfernt, aber gefühlte 1'000 Personen haben uns einen wunderbaren Empfang bereitet. Viele waren in Landestracht gekleidet und mutige Reiter jagten ihre Pferde zwischen den Autos und den Zelten durch. Dazwischen gab es diverse Tanzeinlagen und fotografiert wurden wir natürlich auch in (fast) allen nur erdenklichen Situationen. Und obwohl wir uns kaum verständigen konnten, haben wir uns doch alle verstanden. Wir haben Männer kennengelernt, die in den 70-er und 80-er zur Zeit der Sowjetunion in Karl-Marx-Stadt arbeiteten und einige Brocken Deutsch konnten, dann junge Leute, welche teilweise ganz gut englisch konnten. Alle waren sie interessiert und wollten alles über die Rallye und die Fahrzeuge wissen.
Nach dem Abendessen wurde ein grosses Feuer angefacht und ein grosser Teil der Teilnehmer sprangen zusammen mit den Einheimischen Hand in Hand um das Feuer. Anschliessend wurde gesungen: Sowohl die Einheimischen wie die Engländer gaben ihre Lieder zum Besten und bevor ich mich verdrücken konnte, hatte ich schon ein Mikrofon in der Hand. Zum Glück fand ich gleich drei Schweizer Mitstreiter und wir sangen aus vier Kehlen: S'Ramseiers wei go graase. Im ESC wären wir damit wohl schon in den 16-tel Finals ausgeschieden, aber besser als die Engländer waren wir allemal, vor allem wesentlich nüchterner . Und so ging es noch einige Zeit weiter, bevor ich mich dann gegen Mitternacht ins Zelt verkroch. Das war jetzt wieder ein richtiger Abend unter dem Titel 'Völkerverständigung'!
Heute war wieder ein strenger Rallyetag mit einem Rundkurs und zwei Sonderprüfungen auf Sand angesagt. Wir sind wie schon Tage zuvor relativ verhalten gefahren, kamen dafür ohne jeden Schaden an. Alle Timing-Points waren sehr eng bemessen und mit legaler Fahrweise für unsere Motorisierung nicht innert Frist zu erreichen. Macht nichts, denn wir liegen nach wie vor trotz aller Ausfälle auf dem 18. Platz und können höchstens noch weiter nach vorne rutschen, wenn vor uns liegende Teilnehmer grössere Probleme haben als wir.
Wir sind jetzt 170 km vor der Genze zu Russland in Kostanay angekommen. Unser Hotel ist sehr bescheiden, aber das Bett ist sauber und wir haben sogar ein eigenes Badezimmer. Auch ein alter Röhren-Fernseher steht im Zimmer, verfügt aber über keine Anschlusskabel (auch nicht für Strom). Eine typische Bude aus der Zeit der Sowjetunion.
Umso grossartiger war der Empfang auf dem Hauptplatz: Wir konnten trotz polizeilicher Hilfe unsere Fahrzeuge kaum parkieren, permanent liefen Leute dazwischen und schon bevor wir aussteigen konnten, sassen und standen die Leute auf unseren Trittbrettern und liessen sich fotografieren. Wir packten unsere Sachen aus, schlossen alles ab und verliessen fluchtartig den Platz Richtung unseres Hotels. Den Tagesparkdienst machen wir dann morgen früh, wenn sich der Rummel etwas gelegt hat.
Jetz bretzlen wir uns für das Nachtessen auf und machen uns auf die Suche nach ungefähr einem Bier!